Begrenzung versus Freiheit

Begrenzung versus Freiheit

"Der Hund muss doch noch Hund sein dürfen, er soll doch auch seine Freiheit genießen. Er muss nur kommen, wenn ich ihn rufe."

Das sind so die Standardsprüche vieler Hundehalter. Aber was bedeutet das eigentlich? Es ist eigentlich ein Widerspruch in sich!

Freiheit

Er muss nur kommen, wenn ich ihn rufe. Was hat das mit Freiheit zu tun. Wenn der Mensch das möchte, hört die Freiheit auf? Wo ist dann die Freiheit? Sie ist nur solange für den Hund vorhanden, wie wir es tolerieren. Passieren Dinge, die wir nicht möchten, ist es vorbei mir der Freiheit. Ist das tatsächlich Freiheit? Hätte er wirklich Freiheit, könnte er alles selbst entscheiden und managen. Dann müsste er auch nicht kommen, wenn wir ihn rufen. Das wäre Freiheit. Aber das wollen wir auch nicht.

Pflichten

Genießt er tatsächlich seine Freiheit? Oder bedeutet es eher die Wahrnehmung von Pflichten und Aufgaben? Dass er für Sicherheit sorgt, indem er unterwegs als erstes alle fremden Hunde und Menschen checkt. Oder überall sein Revier für die nachfolgenden Nahrungskonkurrenten markieren muss? Vielleicht auch für die Sicherheit der Kinder zuständig ist? Oder er seine Menschen beschützen muss? Oder, oder, oder. Also: Kann der Hund wirklich draußen seine Freiheit genießen? Oftmals bedeutet dies wirklich Stress für ihn, von wegen Freiheit genießen......

Hat er im Rudel Freiheit? Darf er da auf fremden Terrain sich von der Gruppe entfernen? Darf er da eigenständig agieren? Oder wird das vom Ranghöchsten entschieden und angeleitet? Ist es außerhalb der Gruppe für ihn alleine sicher?

Sicherheit

Vor einigen Jahren war ich mit meiner Kollegin Angelika auf einer kleinen Insel in Thailand. Dort lebte ein Hunderudel von 4 Hunden. 2 Rüden und 2 Hündinen. Die Rüden mochten sich nicht wirklich. Sie lagen innerhalb der Bungalowanlage immer an unterschiedlichen Orten. Die Hündinnen ebenfalls. Also auf geschütztem Terrain war die räumliche Nähe nicht so entscheidend. Es war halt sicher. Aber wenn die Hunde-Gruppe über die Insel zog, waren alle 4 unmittelbar zusammen. Für sich alleine wäre dort kein Hund sicher gewesen. Der ranghöchste Rüde hat geregelt. Er hatte auch diverse Löcher im Kopf von Kämpfen mit fremden Hunden. Jetzt kann sich jeder mal überlegen, wie es in der Realität aussieht, wenn wir mit Hund im Wald unterwegs sind........... Oftmals werden wir dann mit fremden Hunden konfrontiert, dann kommt lange nichts und dann kommt irgendwann ein Mensch. Zusammen unterwegs sein, sieht anders aus. Das heißt auch nicht, dass diese Hunde ihre Freiheit genießen. Eigentlich sind sie mutterseelenallein unterwegs, auf sich allein gestellt, weil die Menschen denken, es ist für sie ok. Aber welche Bedürfnisse hat eigentlich ein Hund?

Das größte Bedürfnis beim Hund ist Sicherheit. Fühlt er sich nicht sicher, kann er nicht fressen. Fühlt er sich nicht sicher, kann er sich nicht fortpflanzen. Und diese Sicherheit und Geborgenheit können wir Menschen auch beim Hund gewährleisten, wenn wir uns vor Augen führen, was es für ihn bedeutet.

Hund sein dürfen heißt also: Sich entspannt zurücklehnen können und Papa und Mama alles regeln lassen, so wie in einem Hunderudel auch das ranghöchste Paar alles für die Gruppe regeln würde.

Geborgenheit

Und es gibt Hunde, die es regelrecht genießen, wenn sie den Schutz und die Geborgenheit von den Menschen bekommen.

Ich habe diese Woche ein Foto zugesandt bekommen, wo man förmlich sieht, wie der Hund die Begrenzung durch Mama genießt. Er versenkt förmlich seinen Kopf in die Halskuhle von seiner Besitzerin, so genießt er diese Geborgenheit. Dieses Foto fand ich so selbsterklärend, dass ich direkt diesen Beitrag schreiben musste.

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Die meisten Hunde sind mit der Freiheit, die wir ihnen aufzwingen, so überfordert, dass der Stresspegel ins unermessliche steigt. Die Anzeichen werden nur selten wahrgenommen.

Begrenzung bedeutet die Wahrnehmung unser Elternrolle

Der Beginn von einer guten Beziehung und Erziehung ist Begrenzung. Kann man den Hund in der Wohnung nicht begrenzen, dann sicherlich nicht draußen, wenn es in seinen Augen kritisch wird.

Möchten wir gut erzogene Hunde, die sich an uns orientieren und unsere Signale befolgen und zu uns eine gute Beziehung und sichere Bindung haben, müssen wir uns das erarbeiten und unsere Elternrolle wahrnehmen.

Ich helfe Euch gerne dabei.

Liebe Grüße und einen guten Start in die Woche

Eure Karin