Die 7 Denkfehler in der Hundeerziehung

Die 7 Denkfehler in der Hundeerziehung

Ich bin viel im Netz unterwegs. Immer wieder sehe ich auch Angebote von Online-Hundetraining. "Online zum perfekten Hund." oder "Traumhundgenerator". Ich finde es schon wichtig, Informationen zu geben, das kann auch online passieren, aber die Mensch-Hund Beziehung sollte doch immer individuell betrachtet werden. Daher möchte ich hier einfach auf ein paar Aspekte hinweisen, die ich in meiner Hundeschule wichtig finde, zu vermitteln:

  1. Der Hund muss gehorchen und funktionieren.

    1. Ob der Hund meinen Signalen folgt, hat damit zu tun, ob er mich und meine Verhaltensweisen respektiert und sinnvoll findet, was ich ihm sage und beibringe.
    2. Wenn er sich verstanden fühlt, wird er sich eher am Menschen orientieren, als wenn keine Kommunikation zwischen Mensch und Hund stattfindet. Aber Kommunikation funktioniert nur beidseitig. Das heißt, ich als Mensch muss auch wahrnehmen, was der Hund mir signalisiert. Wenn ich das nicht annehmen möchte, muss ich mich nicht wundern, wenn der Hund eigenständig agiert.
    3. Kinder gehorchen auch nicht immer, ich auch nicht (zum Leidwesen meines Mannes). Die Hunde sind keine Maschinen, die auf Knopfdruck funktionieren. Ich kann als Besitzer das Beste dafür tun, dass die Beziehung stimmt und ich als Person für ihn wichtig bin. Bin ich ihm ein gutes Vorbild und hat er Vertrauen zu mir, ist ein guter Grundstein gelegt, dass er sich an mir orientiert. Ich kann ihm aber nicht etwas abverlangen, was ich selber nicht leisten kann, erst recht nicht, wenn ich in der Erziehung nicht klar und deutlich bin. Hört der Hund nicht auf meine Signale, kann ich mich erst einmal an die eigene Nase fassen.
  2. Wenn ich ihm Leckerchen gebe, liebt mich mein Hund und für ein Leckerchen macht er alles.

    1. Wie gut, dass Hundemütter wunderbar erzogene Junghunde haben, ohne je ein Leckerchen gegeben zu haben.
    2. Was ist ein Leckerchen im Vergleich zu einem dicken, gut riechenden und schnell flüchtendem Hasen? Außerdem kann er sich das Leckerchen auch noch später holen und der Futternapf steht ja auch noch bereit. Im Ernstfall wird der Hund sich sicherlich nicht für das Leckerchen entscheiden
    3. Den Menschen geht es ja inzwischen richtig schlecht, wenn man mal kein Leckkerchen in den Hund reinschieben kann. Ich habe gerade wiedere einen Hund erlebt, der so unter Strom stand, weil das Leckerchen nicht gegeben wurde. Dieser Stress war unbeschreiblich. "Bekomme ich kein Leckerchen, bin ich kein guter Hund." Er hat alles ausprobiert, was sonst funktionierte und war richtig verzweifelt. Seine Besitzerin war auch nicht entspannt. Erziehen wir so unsere Kinder und Sozialpartner? Wenn Du etwas tust, bekommst Du Geld? Geht mein Mann mit mir Essen und wir unterhalten uns nett, bezahle ich dafür?
    4. Wie oft habe ich schon erlebt, dass der Hundebesitzer abgemeldet war, wenn ich etwas zu Essen in der Hand hatte. Spricht das für die Mensch-Hund Beziehung?
    5. Diese Woche hatte ich einen jungen Hund bei mir, der mich anknurrte und die Zähne fletschte, weil er den Nasenknorpel nicht bekam, dessen er sich sooooo sicher war. Und immer mehr Menschen möchten mit ihren Hunden in die Therapiearbeit gehen. Dann stelle ich mir immer vor, was passiert, wenn ein kranker Patient ein Wurstbrot in der Hand hat und der Hund wird auf ihn losgelassen. Eigentlich unverantwortlich, oder?
  3. Der Hund muss doch frei laufen

    1. Klar kann der Hund ohne Leine laufen, wenn verschiedene Faktoren klar sind.
      1. Der Hund läuft entspannt bei dem Menschen und nicht 10 Meter voraus.
      2. Er geht nicht eigenständig jagen.
      3. Er geht nicht selbständig Menschen, Hunde, Radfahrer, Fußgänger checken.
      4. Er ist jederzeit in jeder Stresssituation nett und freundlich abrufbar.
      5. Ich kann ihn in jeder Situation ohne Leine führen.
    2. Kann der Hundebesitzer diese Dinge nicht alle mit ja beantworten, wäre doch ein wenig Kontrolle von Vorteil. 🙂
    3. Außerdem gibt es viele Menschen, die es nicht so spaßig finden, von fremden Hunden belästigt zu werden.
    4. Und es gibt auch viele Hundebesitzer, deren Hund es nicht toll findet, an der Leine Hundekontakt zu haben. Sind wir mit unserem Hund also respektvoll und tolerant unseren Mitmenschen gegenüber unterwegs, sollte man auch darauf Rücksicht nehmen.
  4. Wenn ich richtig laut werde, hört mein Hund - ich bin ja der Chef.

    1. Ich persönlich finde es traurig, wenn ein Hund aus Angst oder Schreck seinem Menschen "gehorcht". Ich möchte nicht, dass Hunde in meiner Hundeschule Angst vor ihren Menschen haben. Druck gehört bei mir nicht zur Ausbildungsstrategie, sondern ich bringe den Menschen Führungsqualitäten bei. Ja, es dauert länger, ist aber viel nachhaltiger und die Vertrauensbasis zum Menschen wird nicht erschüttert. ....und erziehen ist nicht das Beibringen von Tricks!!! Erziehung hat immer mit Beziehung zu tun!
  5. Mein Hund muss andere Hunde toll finden

    1. Warum? In der Natur würde er auch nicht permanent auf andere rudelfremde Artgenossen treffen.
    2. Wir mögen auch nicht alle Menschen und haben auch oft gern einfach unsere Ruhe in der eigenen Familie.
    3. Wichtig finde ich, dass man Hundekontakt kontrolliert begleitet und nicht einfach die Hunde aufeinander zustürmen lässt und nach mir die Sintflut, die klären es schon untereinander. Tun sie ja auch, kann dann nur mal blutig enden. Ist es tatsächlich das, was wir wollen?
  6. Ein 2. Hund löst die Probleme mit dem Ersthund

    1. Schön wär's. Leider zeigt die Erfahrung, dass es genau anders ist.
    2. In der Regel schaut sich der 2. Hund die Verhaltensweisen des älteren und erfahreneren Hundes ab. Also hat man die Probleme im Doppelpack.
    3. Was die meisten unterschätzen ist die Interaktion beider Hunde miteinander. Sie stimmen sich untereinander ab, wenn es draußen kritisch wird oder Hündin schickt Rüde vor oder älterer Hund fühlt sich für Welpe verantwortlich oder oder oder..... Was spielt der Mensch noch für eine Rolle?
    4. Wenn man über einen zweiten Hund nachdenkt, sollte der erste Hund schon gut erzogen sein!!! Hat man den ersten noch nicht unter Kontrolle, wäre es sinnvoll, ersteinmal dessen Erziehung anzugehen, als sich neue Probleme ins Haus zu holen.
  7. Ich hole mir einen Hund aus einer Notvermittlung oder im Ausland und spare das Geld, was ein Rassehund in Deutschland kostet

    1. Ja, das Geld hat man erst einmal gespart. In der Regel ist es so, dass die Hunde aus südlichen Ländern auf der Straße oder im Tierheim zur Welt gekommen sind. Sie kennen das natürliche Leben auf der Straße oder sind überhaupt nicht auf Umweltreize geprägt. Und dann kommen sie nach Deutschland und wir meinen direkt, mit ihnen spazieren gehen zu müssen, als sich erst einmal richtig kennen zu lernen. Probleme sind vorprogrammiert.
    2. Oft sind die Hunde auch nicht gesund, weil sie aus Vermehrerstationen stammen, wo überhaupt nicht auf Gesundheit, Hygiene und Wohlergehen der Hunde geachtet wird. Die Tierarztkosten steigen dann hier ins unermässliche.
    3. Ein Hund kostet Geld!!!! Spare ich an der Anschaffung, muss ich mehr in professionelle Begleitung bei Verhaltensauffälligkeiten investieren. Spare ich am Futter, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er früh erkranken wird. So viele Hunde sterben an Krebs. Wenn ich sehe, was alles so in die Hunde reingeschoben wird, wundert es mich nicht! Spare ich im Welpenalter an der Hundeerziehung, zeigt es sich in der Regel, wenn der Hund erwachsen wird, allerdings ist man dann mit Aufarbeitung und Schadensbegrenzung beschäftigt. Schneller und günstiger wäre die andere Variante, indem man direkt Hilfe annimmt.
    4. Hole ich einen Hund aus einer Tierschutzorganisation muss klar sein, dass er eine Vorgeschichte hat. Man holt kein unbeschriebenes Blatt, sondern hat ein Tier mit einer gewissen Lebenserfahrung. Und was das ist, erfahren wir nie!!!

 

Ja, Hundeerziehung ist nicht einfach. Auch wenn es immer so dargestellt wird. Aber wenn man sich ein wenig auf seinen Hund einlässt und ihn auch richtig kennen lernen möchte, mit seinen Animositäten, Vorlieben, Leidenschaften, Talenten und auch mit ihm diskutiert......das ist Leben, Freundschaft, Kommunikation, Liebe. Eine Bereicherung für mein Leben!!!!!

Was meint Ihr?

 

 

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