Gewalt im Hundetraining

Gewalt im Hundetraining

Alle die meine Hundeschule kennen, wissen, dass bei mir das Thema Ethik ein entscheidender Aspekt im Umgang mit dem Hund ist.

Um so mehr verwundert es mich, dass Hundebesitzer es tolerieren und akzeptieren, wenn ihre Hunde von Trainern misshandelt werden. Ich höre immer wieder von gebrochenen Knochen, Hunden, denen an den Lefzen gerissen wird, die geschlagen werden. Ich habe Trainings miterlebt, die konnte ich nicht bis zum Ende ansehen, so grausam fand ich das, was passiert ist.

Wollen wir so mit unserem Sozialpartner Hund umgehen? Alle behaupten, sie lieben ihren Hund. Wie kann man dann so etwas tun oder auch zulassen, dass es mit ihm getan wird?

Natürlich hat man dann erst einmal das Problemverhalten abgestellt. Oft sind die Menschen dann sogar zufrieden, man hat ja sein Problem gelöst. Wenn wir unsere Kinder verprügeln, trauen sie sich auch nicht mehr, bestimmte Verhaltensweisen zu zeigen. Aber ist es tatsächlich das, was wir wollen? Dass unser Sozialpartner vor uns Angst hat? Dass er sich wehren muss? Dass er sich überhaupt nicht mehr traut, aufzumucken?

Vorbeugen, statt Reagieren

Erstaunlich finde ich auch, dass Menschen oft ein riesen Problem damit haben, den Hund in einer Box zu begrenzen oder draußen an der Leine zu begrenzen, aber keine Probleme damit haben, den Hund anzubrüllen, zu schlagen, mit Starkzwangmitteln gefügig zu machen, etc., wenn er nicht das tut, was von ihm erwartet wird.

Ich finde es traurig, dass Menschen oftmals ihre Macht missbrauchen, sich über die Unterjochung eines Hundes selber ein erhabeneres Gefühl verschaffen und dann auch noch der Meinung sind, dass sie gute Hundeführer oder gar Hundetrainer sind. Mangelndes Fachwissen wird dann oft mit Gewalt am Hund kompensiert, statt sich Gedanken über das Tier und die Ursachen für dessen Verhalten zu machen.

Das bedeutet nicht, dass es bei mir immer Schmusekurs gibt. Aber Fairness, Kommunikation und Respekt vor dem Anderen ist ein entscheidender Punkt in der Hund-Mensch-Beziehung.

Es gibt ein schönes Sprichwort zu diesem Thema: Es ist dumm, immer das Gleiche zu tun und eine Änderung zu erwarten.

Das Schwierigste ist allerdings, wirklich etwas anderes zu tun und anzufangen, umzudenken. Und wenn man angefangen hat, umzudenken, dies auch in die Praxis umzusetzen. Danach kommt die Schwierigkeit, dass man das, was man umgesetzt hat, auch beibehält. Ja, ich gebe zu, das ist alles schwieriger, als dem Hund eins mit der Leine überzuziehen oder ihm Schmerzen zuzufügen.

Aber es lohnt sich!

8 thoughts on “Gewalt im Hundetraining”

  1. Was für ein wichtiges Statement, danke dafür.
    Das Umdenken ist das Schwierigste, sagen Sie, das stimmt, aber ich möchte auch alle Hundehalter motivieren: ja, der erste Schritt erfordert Mut, aber danach wird es leichter. Mut, allen ‚Ratgebern‘ zu trotzen und kritisch zu bleiben, seinem Gefühl zu vertrauen und nicht denen, die ausser Wasserpistolen und Wurfscheiben nichts Kreatives zu bieten haben.
    Wer seinen Hund wirklich liebt, der begegnet ihm mit Respekt, erwidert sein Vertrauen und enttäuscht es nicht durch gewalttätige Pseudotrainer, die sich mit ihren Methoden als psychisch gestört selbst outen. Gewalt kann und darf niemals eine Antwort sein, nicht bei Menschen, nicht bei Tieren.
    Nach weit über tausend Dialogen mit Tieren, auch mit sogen. Problemhunden ist eines deutlich geworden: das Unverständnis des Hundes über das Verhalten des (seines) Menschen. Es ist an der Zeit Tieren mit mehr Achtsamkeit und Respekt zu begegnen.

    1. Vielen Dank, Gabriele, für Dein ausführliches Feedback. Trotz Unverständnis des Hundes über das Verhalten seines Menschen, finde ich es immer wieder erstaunlich, wie loyal und tolerant die Hunde uns gegenüber sind und was sie uns alles verzeihen. Wir können noch so viel lernen……..

  2. Wir wissen aus eigener Erfahrung mit unserem Hund, dass der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung mit gegenseitigem Respekt und Anerkennung der Persönlichkeiten nicht immer leicht ist. Rückschritte sind inbegriffen. Diese muss man mit Humor nehmen. Aber die Beziehungsarbeit ohne Druck und Dressur lohnt sich auf jeden Fall. Seit 7 Monaten haben wir unseren Hund und Karin unterstützt uns sehr behutsam beim Aufbau unseres Mensch-Hund-Teams. Dafür herzlichen Dank!

  3. Erziehung macht viel Mühe ………………..bei Mensch und Tier…………….aber es lohnt sich ohne Angst und Druck zu arbeiten………es ist so wunderbar zu erleben wie sich eine Beziehung auf der Basis von Vertrauen und Konsequenz entwickelt.
    LG Sabine

    1. Ich kann Dir nur beipflichten, Sabine, nur wenn Vertrauen und eine sichere Bindung vorhanden ist, kann sich die Persönlichkeit entfalten und Kreativität sich entwickeln. Angst und Stress blockiert alles. Du hast mit Deinem Schokobährchen einen guten Weg gewählt! Grüssli

  4. Es lohnt sich auf jeden Fall ,,umzudenken“ – vor allem im Interesse des Hundes – seinem besten Freund (wie man immer so schön betont) Aber wie behandelt man gute Freunde, oder gar den besten Freund? Diese Frage sollten sich einige Hundehalter vielleicht stellen. Wenn ich mit meiner Hündin unterwegs bin erlebe ich so viele grausame Szenen … Hunde werden angebrüllt, Hunde werden geschlagen , es wird an der Leine gezerrt dass man am liebsten Halsband und Leine um den Menschen wickeln möchte , um zu zeigen wie schmerzhaft Haltungsschäden , die durch so ein Verhalten hervorgerufen werden , sein können. Paradoxer Weise glauben die Hundeführer auch noch, dass ihr Hund 1a gehorcht… das der Hund einfach nur Angst hat , sehen die wenigsten. Und dann werde ich gerne von anderen korrigiert , wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin und mit ihm kommuniziere… Sätze wie : Also wenn meiner das jetzt gemacht hätte , hätte er jetzt schon einen drüber gekriegt! – sind leider keine Seltenheit. Aber die wenigsten machen sich die Mühe den eigenen Hund auf hündische Weise zu ,,korrigieren“ oder Vorbildverhalten zu zeigen …. sehr schade und vor allem schade und traurig für die missverstandenen Hundeseelen , die sich eine adäquate Führung wünschen würden – und zwar von IHREM besten Freund. Wirklich traurig… umso schöner ist es wenn ich meine Hündin ansehe und ich weiß – wir verstehen uns und vertrauen einander 🙂 großartiges Gefühl. Und was ist Finyas Lieblingsplatz im Haus ??? Richtig – ihre Hundebox … ( da geht man auch von ganz alleine rein ohne das Frauchen das sagen muss, denn das ist der sichere Platz )

    Liebe Karin ,
    mal wieder ein gelungener Beitrag , der hoffentlich hilft die Menschen zum ,,umdenken“ zu bewegen . Manchmal sollte man über den Tellerrand hinaus schauen – es lohnt sich!!
    LG
    Dana mit Finya 🙂

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